Ein historisches Literaturprojekt

Im Dornröschenschlaf

Warum in den nächsten fünfundzwanzig Jahren, trotz eines massiven Schiffsverkehrs im Atlantik, die Inseln nicht angelaufen wurden, ja, sogar in Vergessenheit gerieten, scheint fast ein Rätsel. Es gibt jedoch einige, sehr wahrscheinliche Gründe:

Die Strömungen und Winde können gerade um den Äquator tückisch sein. Ein Teil der Armada von Afonso da Albuquerque wurde, wie berichtet, sehr weit vom Kurs abgebracht.

Der Positionsfehler von João da Nova, der von Estêvão da Gama noch bestätigt wurde. Dieser Fehler machte das Wiederfinden sehr schwierig. Die Angabe der Position einer Insel war immer äußerst vage. Es kam auch nicht selten vor, dass einmal entdeckte Inseln über Jahrzehnte verschollen blieben.

Die Entdecker bevorzugen die küstennahen Routen auf dem Weg nach Indien. Auch dafür gibt es ganz triftige Gründe: Man kannte die küstennahen Gewässer und die Versorgungssituation war bei diesem Kurs deutlich günstiger.

Im Südatlantik verlaufen die großen Strömungen gegen den Uhrzeigersinn. Erste Station von Europa sind die Kapverdischen Inseln. Von hieraus kann man, durch Wind und Strömungen leicht nach Mittelamerika gelangen. Kolumbus hat diesen Weg für seine Expeditionen in die Neue Welt verwendet.
Hält man sich dagegen in Richtung Süden, erreicht man eine sehr flaue Zone in Höhe des Äquators - der Kalmengürtel. Dieses Gebiet war bei allen Seeleuten gefürchtet und wurde einigen auch zum Verhängnis. Neben Windstille treten auch mehrfach Platzregen und Gewitter auf, die dann von starken Böen begleitet werden. Aber irgendwann erreicht man den Brasilstrom, der einen entlang der brasilianischen Küste zieht.
In Höhe von Rio de Janiero gelangt man in die Westwindzone. Sie bringt die Schiffe nach Osten, nach Südafrika und dem Kap der Guten Hoffnung.

Der Rückweg führt von Südafrika über den offenen Südatlantik, meist südlich Santa Helenas, nach Norden in Richtung der Azoren im Nordatlantik und schließlich nach Osten zur portugiesischen Küste.

Um Santa Helena anzulaufen, ist es einfacher sich der Insel von Nordwesten oder Westen zu nähern. Die Reise setzt man dann sinnvollerweise möglichst nach Südosten fort, um von dem südatlantischen Kreisel zu profitieren. Santa Júlia liegt im Norden und damit fern dieser Route.

Kurzum - irgendwie lagen Santa Júlia und ihre Inseln immer so, dass niemand sie wiederfand – bis zu einem Junimorgen im Jahre 1527.


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Eingestellt: 30.06.2014
Geändert: 06.04.2015
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